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Die Katze beim Seelenklempner

  • von Anja Forster
  • 13 Nov., 2018

Alles nur Geldmacherei?

Als Tierpsychologe oder Verhaltenstherapeut hat man es nicht einfach. Leider gesellen sich schwarze Schafe immer wieder unter die gut ausgebildeten Tierpsychologen. Der Begriff "Tierpsychologe" ist nicht geschützt, daher kann sich theoretisch jeder so nennen. Natürlich kann man verstehen, dass man als Tierliebhaber seine Erfahrungen weiter geben möchte. Das ist in Ordnung in Foren, zum gegenseitigen Austausch, doch echte Psychologie hat mit dieser "Hausfrauen-Psychologie" nicht viel gemein.

Abstand möchte ich auch von sogenannten "Tierkommunikatoren" nehmen, die sogar anhand eines Photos die Wünsche des Tieres empfangen und damit ein Haufen Cash erzielen. 

Katzen, Hunde oder Mäuse zu verstehen ist kein Hexenwerk. Und man braucht schon gar keine höhere Macht oder ein Medium!

Wie funktioniert Katzenpsychologie?

Ich möchte an dieser Stelle jetzt nicht über Konditionierung oder Lernmethoden oder die kognitiven Fähigkeiten eines Tieres sprechen. 
Mit der Katze oder dem Hund wird auch nicht, wie aus der Humanmedizin bekannt, eine tiefenpsychologische Behandlung durchgeführt, um alte Traumata zu verarbeiten. 
Das Zauberwort heisst Verhaltenstherapie! Auch diese Therapie-Art ist aus der Humanmedizin bekannt, z.B. bei Flugängsten ....

In der Verhaltenstherapie werden den Tieren, mit verschiedenen Hilfsmitteln z.B. Clicker und mit verschiedenen Ansätzen, Lernmethoden, Verhaltensweisen ab oder antrainiert. Häufig wird eine Ersatzhandlung antrainiert. 

Ein guter Tierpsychologe muss hierbei aber gewaltig aufpassen!!!! Das natürliche Verhalten des Tieres, ich bleib jetzt mal bei der Katze, muss bekannt sein. Wie verhält sich eine Katze in natürlicher Umgebung, ohne den Einfluss des Menschen. In der Natur gibt es keine Verhaltensauffälligen Katzen oder Hunde oder Hasen. Die Verhaltensstörungen sind also hausgemacht vom Menschen. Das ist oft für den Besitzer bitter zu hören, aber auch positiv zu bewerten, denn wenn der Besitzer sein Verhalten ändert, ändert auch das Tier sein Verhalten. Desweiteren muss man auch erkennen können, ob es wirklich eine Verhaltensstörung ist oder ob das Verhalten des Tieres eine ganz natürliche Reaktion darstellt. Auf Aktion erfolgt Reaktion. Also ist herauszufinden auf welche Aktion das Verhalten gezeigt wird, ob diese Aktion eingestellt werden kann, damit auch die Reaktion nicht mehr vorkommt oder ob hier das Tier tatsächlich "falsch" reagiert. 

Ein Beispiel: Vor einiger Zeit habe ich einen Fernsehbeitrag gesehen über eine Tierpsychologin die gerufen wurde um zwei verfeindete Katzen zu vereinen. Das ultimative Mittel der Wahl, das "Clicker-Training" kam zum Einsatz. Beide Katzen wurden getrennt voneinander geclickert und schließlich clickernd zusammengeführt. Ein voller Erfolg, denn die Katzen haben sich nicht mehr beachtet sondern weiterhin Pfötchen gegeben um sich das Futter zu sichern. Super Sache denken alle! 

Die Katzen wurden also überlistet, darauf trainiert "Kunststückchen" zu machen um an Futter zukommen. Das finde ich bei Katzen sehr bedenklich, denn Katzen sind freiheitsliebende Einzelgänger. Das aggressive Verhalten der anderen Katze gegenüber ist Ausdruck ihres natürlichen Verhaltens. Dieses natürliche Verhalten wurde nun abtrainiert, mit Hilfe des überlebenswichtigen Triebes an Futter zu kommen. 
Den beiden Katzen wurde die Möglichkeit genommen die Hierarchie untereinander auszumachen (diese wird durch Kämpfe geklärt) und ihre natürlichen Verhaltensweisen zu zeigen. Unter Umständen werden sich aus dieser Verhaltensunterdrückung echte Verhaltensstörungen heraus bilden. 

Besser wäre es hier gewesen, den Katzen Zeit zu lassen, das Verhalten des Besitzers zu analysieren und anzupassen und die Katzen zu unterstützen sich kennen zulernen und zu lernen, das weder das Territorium noch das Futter durch die weitere Katze in Gefahr ist, was hier übrigens der Grund für das aggressive Verhalten  war. 

Abschließend ist zu sagen, dass es wichtig ist, natürliche Verhaltensweisen zu kennen und mit diesen richtig umzugehen ist.
Ein guter Tierpsychologe kommt mit jeder Menge Fragen um die Ecke, er wird sich Zeit nehmen und alle Eventualitäten mit einfließen lassen und Ihnen anschließend einen Therapieplan ausarbeiten. Ergebnis dieses Planes wird immer sein, dass der Besitzer etwas anders machen muss. Das heisst nicht, dass Sie etwas falsch machen, nur das für die Katze etwas anders gemacht werden muss. Und was das ist, findet der Tierpsychologe/Verhaltenstherapeut für Sie heraus und begleitet Sie auf den Weg zu einem harmonischen Zusammenleben. 

Sie sehen Tierpsychologie ist kein Hexenwerk sondern Naturwissenschaftliches Arbeiten!

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Eure Anja Forster
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