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Tierschutz ist nicht gleich Tierschutz

  • von Anja Forster
  • 23 Jan., 2019

Tierschutz-Organisationen verbieten Freigang für Katzen! Ich glaube ich hör nicht richtig!!!!

Ich möchte mir heute ehrlich gesagt etwas von der Seele reden. Ich habe verschiedene Katzen-Tierschutz-Organisationen  etwas unter die Lupe genommen und muss sagen, dass ich echt nicht glauben kann, was ich da lese.

Die Katzen werden gerettet, aus Griechenland, Spanien, Rumänien, Deutschland, aus der ganzen Welt. Gut einige haben eine schlimme Vorgeschichte, wurden aus schlechter Haltung befreit oder wurden einfach ausgesetzt. Viele werden aber von der Strasse eingefangen um ihnen ein schönes und sicheres Leben zu bieten. 

Hier fängt es schon an. Die Definition "sicheres Leben". Leider musste ich feststellen, dass bei den meisten Tierschützern "sicheres Leben" bedeutet, die Katze einzusperren! Verdammt dazu niemals die Sonne auf dem Fell zu spüren, keinen Windhauch wahrzunehmen, keine interessanten Gerüche verfolgen zu können, niemals die frische Luft nach einem Sommerregen zu riechen, keinen Frühling zu erleben, wenn die Natur zu neuem Leben erwacht. Niemals die kalte Winterluft zu riechen, niemals einfach faul in der Sonne liegen zu können, einfach gar nichts von der Welt und der Natur mitbekommen zu dürfen.

Es wird zur Voraussetzung gemacht, dass die Katze ihr Leben lang in der Wohnung/Haus bleiben muss, sonst wird sie nicht vermittelt. Ihr wird auferlegt wie in einem Gefängnis am Fenster zu sitzen und darf nur zusehen wie draußen die Natur und das Leben tobt. Das ist ja auch genug, schließlich hat sie ja einen neuen Besitzer und ein weiches Körbchen! 

Ich verstehe, dass man sich Sorgen macht, wenn man nicht weiss, wo die Katze ist, was sie macht, ob sie jemand ärgert oder ein anderes Tier mit ihr kämpft. Das passiert außerhalb unserer Kontrolle, deshalb macht es den Menschen Angst. Irgendwie verständlich.

Das ist wirklicher Tierschutz!!!!

Aber!!!! Tierschutz heisst NICHT! Tiere zu retten und sie dann unter absoluter Kontrolle zu halten, damit das eigene Gewissen beruhigt wird. Tierschutz heisst!!!!: den Tieren ein absolut artgerechtes Leben zu ermöglichen, egal ob Katze, Hund, Pferd oder Kleintier. Jedes Tier hat das Recht und den Anspruch auf ein artgerechtes, umsorgtes und ein freies Leben.

Kleiner Exkurs: Helikopter-Eltern: Sie kennen dieses Elternexemplar bestimmt alle. Das Kind wird zu jeder Zeit umsorgt und beschützt. Es darf nichts alleine entscheiden, alles könnte gefährlich sein, "Mami macht alles für dich", "pass auf du könntest fallen", geh da weg, das ist gefährlich".
Ein Kind eingesperrt in einen Käfig aus elterlicher Liebe. Was wird aus dem Kind? Ein sehr unsicherer, unfähiger Erwachsener, der mit dem Leben heillos überfordert ist. Der Termin bim Seelenklempner kann gleich bei der Geburt mit vereinbart werden.  

Tiere sind keine Menschen und sollten auch nicht wie sie behandelt werden, aber das Beispiel verdeutlicht hoffentlich etwas, was ich meine. Katzen können nicht geschützt werden in dem man sie einsperrt! Es wäre für mich zwar ziemlich lukrativ, denn so entstehen Verhaltensstörungen, dennoch ist es nicht in Ordnung. 

Ganz ehrlich! Lieber eine glückliche, freie Katze, die ihr Leben genießen konnte, die überhaupt ein richtiges Leben geführt hat, die mit der Nachbars-Katze kämpfen durfte, die auf der spielerischen Jagt von einer Biene gestochen wurde, die Niesanfälle bekommt, weil sie an den mit Pollen behafteten Blumen riecht, die sich in der weichen Wiese die Sonne auf den Latz scheinen lässt, die nach ihrem Freigang nach Hause kommt und sich glücklich und ausgelastet zu Frauchen oder Herrchen auf den Schoss kuschelt und ihre Streicheleinheiten genießt, die vielleicht durch ihre Freiheit nicht so lange lebt, als eine Katze die 25 Jahre alt wird und ihr Leben damit verbringen musste auf dem Sofa zu liegen, auf den Besitzer zu warten und vor der Fensterscheibe Löcher in die Luft zu starren. 

Natürlich sind nicht alle Gegenden geeignet für einen Freigang, und nicht jeder kann es anbieten und nicht jede Katze geht gerne raus. Aber den Freigang zu verbieten aus Angst der Katze könnte was passieren, ist für mich definitiv kein Tierschutz sondern Gewissensberuhigung.

Ich möchte niemanden beschimpfen oder angreifen, die Mädels und Jungs solcher Organisationen tun wirklich viel für die Tiere, meistens ehrenamtlich. Das hat ein großes Lob und meine Anerkennung verdient. 
Dennoch möchte ich dazu anhalten, sich selbst und die eigenen Bedürfnisse der Sicherheit hinten anzustellen, und vielleicht etwas umzudenken.

Beitrag darf gerne geteilt werden.

Herzliche Grüße
Eure

Anja Forster
Tierpsychologin



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