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Hunde haben Herrchen, Katzen Personal!??

  • von Anja Forster
  • 24 Okt., 2018

Katze - Mensch - Gespann, gibt es wirklich eine Bindung?

Wir wünschen uns eine tiefe Verbundenheit zu unseren Haustieren! In den meisten Fällen verspüren wir diese auch für unsere Tiere. Aber fühlt eine Katze tatsächlich das gleiche oder hat sie ähnliche Gefühle? 
Der Hund, als bester Freund des Menschen, zeigt seine Verbundenheit täglich. Er ist von uns abhängig, er gibt alles dafür, dass wir ihm Beachtung, Liebe und Geborgenheit schenken. Der Hund ist ein Rudeltier und somit klar, dass er eine Leitperson braucht. Was aber ist mit unserer stolzen, unabhängigen oft egoistischen Katze? Wir lieben sie für ihre Unabhängigkeit, klar sonst hätten wir ja einen Hund! :-)

Wird ein Hund schlecht behandelt, bettelt er meist dennoch um Zuwendung, eine Katze zeigt dir die kalte Schulter und macht sich aus dem Staub. Ist eine Katze überhaupt fähig, eine tiefe Verbindung zu einem anderen Wesen, egal ob Mensch oder Tier, aufzubauen? 

Um das herauszufinden schauen wir uns einige Aspekte an. 

Wie Leben Katzen ohne den Einfluss des Menschen!?

In freier Wildbahn leben Katzen als Einzelgänger! Sie brauchen keinen anderen! Sie jagen alleine, leben alleine. Ist die Katze rollig wird ein Kater um sie werben. Nach getaner Fortpflanzung geht jeder wieder seiner Wege.  Dieses natürliche Verhalten spricht nicht dafür, das Katzen wirklich bindungsfähig sind. 
Dennoch wurde beobachtet, dass Katzen jedoch ein Sozialverhalten praktizieren. Es ist bekannt, dass sich "Katzengruppen" treffen. Es findet kein intensiver Kontakt statt, dennoch sitzen sie eine Weile zusammen. Es wurde auch beobachtet, dass es zwar keine Rangordnung wie in einem Rudel z.B. beim Hund gibt, aber es scheint doch eine Hierarchie zu bestehen. Diese kann man auch im Mehrkatzen-Haushalt gut beobachten. 

Vergesellschaftung der Katze mit einer anderen Katze

Woher weiss man, welche Katze zu der bereits im Haushalt lebenden Katze passt? Welche Konstellation ist günstig? Zwei Männchen, zwei Weibchen oder ein Pärchen? 
Natürlich spielt hierbei der Hormonhaushalt der Tiere eine große Rolle. Zwei Kater, in der Blüte ihres Testosteronspiegels, zu vergesellschaften dürfte sehr schwierig oder nahezu unmöglich sein. Aber ein pflichtbewusster Katzenbesitzer sorgt dafür, dass seine Tiere kastriert sind! By the Way: sowohl Männchen als auch Weibchen werden kastriert. Eine Sterilisation kommt in der Regel nur in der Humanmedizin zum Einsatz!

Ok, Hormone sind abgestellt, nach welchen Kriterien kann man jetzt gehen, wenn man eine Zweit- oder Drittkatze haben möchte?
Natürlich gibt es Empfehlungen was Alter und Charaktereigenschaften betrifft, aber.........
Entschieden darüber ob es klappt oder nicht, ob sich die Katzen verstehen, liegt allein bei den Katzen. Es ist rein die Sympatie der Katze zu dem anderen Tier, die entscheidet. Man kann aber kein Muster erkennen, die Sympathien zu anderen Katzen ist rein willkürlich. Entweder wird die andere Katze gemocht oder nicht, manche werden gerade noch akzeptiert, manche schlichtweg verjagt. Nachdem man zwei Katzen zusammen gesetzt hat, muss natürlich erst mal die Hierarchie geklärt werden. Kämpfe und/oder anfängliche Zurückhaltung sind hierbei ganz normal. Aber wir waren ja bei der Katze - Mensch - Beziehung. Zur Vergesellschaftung von Katzen komme ich in einem anderen Beitrag nochmal zurück. 

Was sagt die Forschung dazu?

Es wurden schon einige Tests mit Katzen durchgeführt. Jedoch abgeleitete Versuche von Mutter/Kind-Verhalten oder Mensch/Hund-Gespann. Wie aussagekräftig sind dieses Untersuchungen?
Wissenschaftler aus Mailand fanden heraus, dass sich Katzen sehr wohl an ihren Besitzern orientieren. Ist der Mensch ängstlich, sind auch die Katzen ängstlich. Ist der Mensch jedoch ausgeglichen und fröhlich, sieht auch die Katze keine Gefahr. Somit kann man annehmen, dass der Mensch doch im Fokus seiner Katze steht. 
Ein andere Versuch hat jedoch gezeigt, dass es die Katze null interessiert, wenn ihr Mensch den Raum verlässt, im Gegensatz zum Hund oder einem Kind. Sie freuten sich auch nicht überschwänglich, wenn ihr Mensch wieder zurück kam. Für diese Forscher ist klar, dass Katzen keine klaren Anzeichen einer sogenannten"sicheren Bindung" an ihren Menschen zeigen.
Was sollen uns diese Forschungsergebnisse nun sagen?

Die Bindung zu einer Katze ist sehr besonders!

Katzen sind unabhängige, freie, starke und stolze Geschöpfe. Sie brauchen niemanden um sich sicher zufühlen. Umso bedeutender ist es, wenn wir es schaffen eine Beziehung zu ihnen aufzubauen. Die Beziehung oder tiefe Verbundenheit zu eine Katze zeugt nicht von absoluter Verlässligkeit, Gehorsam und davon, jede Sekunde möglichst zusammen zu verbringen. Eine Katze lässt sich nicht gern festhalten, sie lässt sich noch weniger gern irgendetwas befehlen. Eine Katze schätzt es sehr, wenn der Mensch sie so liebt wie sie ist. Sie mag es nicht, ständig beobachtet zu werden, ständig gestreichelt zu werden oder dauernd beschäftigt zu werden. 
Hatten Sie schon mal einen Menschen-Besuch der Katzen nicht ausstehen kann? Sie können zu 80% beobachten, wie Ihre Katze sich genau auf dessen Schoss legt. Warum? Weil dieser Besuch die Katze nicht anstarrt, nichts von ihr möchte, ja im Gegenteil, er will selbst keinen Kontakt zur Katze. Und genau das entspannt die Miezi. Sie kann dabei sein, aber keiner will was von ihr! Und wenn sie Kontakt möchte, fordert SIE dazu auf, nicht umgekehrt. 

Was kann ich also tun um die Bindung zu meiner Katze zu stärken?

Unser Katzen spüren es instinktiv, dass wir ihnen wohlgesonnen sind. Was heisst das genau? Dass wir keine Ansprüche an sie stellen. Dass wir ihr eine attraktive, katzengerechte Umgebung bieten. Dass wir sie anständig versorgen. Dass wir ihre Annäherungen sehr schätzen und auch akzeptieren, wenn sie wieder weg gehen. Dass sie von uns nichts böses zu erwarten haben. Dass wir soziale Kompetenz beweisen, indem wir sie streicheln oder bürsten, das imitiert das typische Sozialverhalten der Katzen untereinander. Dass wir aber auch genau beobachten und uns zurückziehen, wenn Miezi uns signalisiert, dass sie jetzt genug hat. 
Eigentlich ist es wie in jeder anderen Beziehung auch. Vertrauen stärken in dem man da ist, verlässlich ist und den anderen so akzeptiert wie er ist. Man darf nichts erzwingen! 

Was sollten ich lieber nicht tun!

Ich darf nichts erzwingen!
Hochheben und festhalten beispielsweise, wenn die Katze offensichtlich nicht möchte, ist ein großer Vertrauensbruch! Die Unabhängigkeit der Katze ist zu akzeptieren. Und jeder Katzenliebhaber, liebt ja genau auch das an Katzen. Hat die Katze von etwas Angst und möchte weg laufen, darf man sie keinesfalls festhalten und zwingen in der Situation zu bleiben. Zeigt dein Tiger unerwünschtes Verhalten, ist die Katze keinesfalls zu bestrafen. Es muss geklärt werden, warum sie sich so verhält. Ist die Katze unsicher und markiert aus diesem Grund beispielsweise ausserhalb des Katzenklos, darf sie keinesfalls bestraft werden. Das bricht die Bindung zu ihrer Katze, es verunsichert sie noch mehr und verstärkt dann logischerweise die Unsauberkeits-Problematik. 
Ich darf nichts erzwingen!! 
Hierzu möchte ich auch kurz auf die möglichen Folgen des Clickertrainings mit Katzen hinweisen.
 Wie wir bereits feststellten sind Katzen unabhängige Tiere. Diese Unabhängigkeit wird durchs Clickern ungewollt beeinflusst. 
Exkurs: Clickertraining = klassische Konditionierung 
Mit dem Clickern wird der Katze also beigebracht Kunststückchen, wie ein Zirkustier, vorzuführen um ans Futter zu kommen. Oder es wird ihnen beigebracht, ihrer natürlichen Reaktion auf z.B. andere Artgenossen zu unterdrücken! Ich halte das für bedenklich, da die Katze so etwas niemals freiwillig machen würde. Aber der Überlebens-Instinkt "das Futter zu bekommen", bringt sie schließlich dazu, die Trickschen mitzumachen. Das nimmt der Katze ihr ursprünglich freies und unabhängiges handeln. 
Auf Vor- und Nachteile des Clickerns bei Katzen, werde ich im nächsten Beitrag noch genauer eingehen. 

Also echte Freunde oder doch nur Dosenöffner?

Abschliessend ist zu sagen, dass es noch keine genauen Forschungsergebnisse oder überhaupt Forschungskriterien gibt um über die Seele unserer Katzen eine klare Aussage zu treffen. Es gibt Fakten die sprechen für eine offensichtliche Bindung und auch welche dagegen. Was wir aber alle als Katzenbesitzer wissen, ist dass unsere Stubentiger sowie unsere Freigänger immer wieder gerne zu uns zum schmusen kommen. Sie evtl. auch mit in unseren Betten schlafen und unsere Gesellschaft genießen. All das spricht natürlich für ein Verbindung zwischen Mensch und Katze. Sie ist nur anders, als sie z.B. zum Hund besteht. 
Aber genau das ist doch das besondere daran. Dass wir ein unabhängiges Tier lieben, es akzeptieren und die Katze das würdigt, in dem sie uns so viel zurück gibt. 

Ich hoffe ich konnte euch ein wenig Einblick in die Seele der Katzen verschaffen und würde mich freuen, von euren Erfahrungen mit eurer Katze zu lesen. 


Ganz liebe Grüße

Anja Forster
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